Drennhäuser Hinterdeich

Der Drennhäuser Hinterdeich

Mit dem Bau des Drennhäuser Hinterdeiches sollte das Elbfeld südlich von Schwinde, Stove, Elbstorf, Drennhausen und Drage bis hin zur alten Ziegelei mit seinen rd. 1.500 ha gegen Hochwasser geschützt werden.

 

Dieses Hochwasser entstand im Ilau-Schneegraben durch rückwärtiges Hochwasser aus der Elbe oder regelmäßige Überflutungen aus der alten Ilmenau und später aus dem Ilmenau-Kanal, solange die Kanaldeiche noch nicht existierten.

 

Allgemeiner Schutz vor Elbe-Hochwasser war erst mit dem Ilmenau-Sperrwerk bei Hoopte gegeben, dessen Bau 1969 begonnen, Ende 1973 vorläufig in Betrieb genommen und erst im Mai 1976 beendet wurde.

 

Damit erübrigte sich auch die Erhöhung der Luhe- und Ilmenau-Kanaldeiche. Der Drennhäuser Hinterdeich ist der älteste oder einer der ältesten Deiche in der Elbmarsch und hat mit seinem östlichen Teil wahrscheinlich schon Mitte des 13. Jahrhunderts existiert.

 

Er hat insgesamt vier Siele besessen, über die das Elbfeld bei Ebbe bzw. bei Niedrigwasserständen entwässert wurde. Diese Siele sind heute nicht mehr oder nur noch rudimentär vorhanden.

 

Die Deiche hatten noch nicht die Ausmaße der heutigen Bauwerke. Sie bestanden nur aus einem Sandkern, der noch wie heute üblich, durch eine Kleieschicht umgeben war. Heute hat der Deich keine Hochwasserschutzfunktion mehr, er ist ein sogenannter Schlafdeich.

 

Kleientnahme und die Bedeutung des Gebietes für den Naturschutz

Die Kleientnahme wurde im Jahre 1995 für den Deichbau eingerichtet und dauert für den Westteil noch an. Das gesamte Planungsgebiet für diese Entnahme beträgt über 80 ha.

 

Es liegt nördlich des historischen Drennhäuser Hinterdeiches, der von teilweise extensiv bewirtschafteten Grünlandparzellen begleitet wird. Eingeschlossen sind zahlreiche naturnahe Bracks.

 

Innerhalb der flurbereinigten Elbmarsch ist diese strukturreiche Landschaft für den Naturschutz von hohem Wert und hat durch ihre landschaftliche Eigenart eine besondere Bedeutung für die Erholung.

 

Die Bodenentnahme wurde und wird so ausgebildet, dass sich Flachgewässer mit ausgedehnten Sumpfzonen entwickeln.

 

Hierdurch entstehen attraktive Lebensräume vor allem für Wiesenvögel, die in diesem Landschaftsraum typisch sind. Innerhalb kurzer Zeit haben sich hier Vogelarten eingestellt, die für diese Region einzigartig sind.

 

Kennzeichnend ist die hohe Zahl an Brutpaaren des Säbelschnäblers (6 Brutpaare im Jahr 2000). Weitere hier lebende Limikolenarten sind Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine, Rotschenkel, Kiebitz und Flußregenpfeifer. Für zahlreiche Sumpfentenarten, wie Löffel-, Krick- und Knäkente bieten die Flachgewässer idealen Lebensraum. Häufig sind auch Grau- und Kanadagänse anzutreffen.

 

Eine Rarität, die seit einigen Jahren anzutreffen ist, stellt das Brutvorkommen der Zwergseeschwalbe dar. Diese Art ist ansonsten nur an den Küsten vertreten.

 

Als regelmäßiger Nahrungsgast hat sich der Seeadler eingestellt.

Für zahlreiche Wasser- und Watvogelarten ist die Kleientnahme zu einem wichtigen Trittsteinbiotop auf ihren Wanderungen geworden. Zur Zugzeit im Frühjahr und im Herbst sind hier interessante Beobachtungen zu machen.

 

Aus vogelkundlicher Sicht hat sich der Raum des Drennhäuser Hinterdeiches mit den Gewässern der Kleientnahme zu einem bedeutenden Gebiet entwickelt, das eine Vielzahl interessierter Bürger anzieht.

 

NLH-Projekt: Beobachtungsstand

Bereits im Planfeststellungsbeschluss zur Bodenentnahme wurde die Einrichtung eines Beobachtungsstandes vorgesehen. Die Stiftung wird diesen Beobachtungsstand realisieren.

 

Durch den Beobachtungsstand soll den Menschen die Möglichkeit gegeben werden, die Besonderheiten dieses Landschaftsraumes zu genießen, ohne dass sie dabei zu Störobjekten für die Tierwelt werden.

 

Der Beobachtungsstand soll auf einem Erdwall von ca. 4 m Höhe errichtet werden, der im Zuge der Kleientnahme am Rande einer Kreuzung zweier Wirtschaftswege entstand. Das Bauwerk soll von Material und Farbgebung an die Landschaft angepasst werden, vergleichbar dem Beobachtungsstand am NSG Rethmoorsee.

 

NLH-Projekt: Anlage von Grüppen

Die Naturschutzstiftung hat auf einigen Grundstücken der Gemarkung Drennhausen Grüppen (Be- und Entwässerungsgräben) angelegt. Diese Grüppen sollen die historischen Nutzungsstrukturen des Grünlands nachempfinden und gleichzeitig die standörtliche Vielfalt (frische bis nasse Bereiche) erhöhen.

 

Dies bietet sich in dieser Lage vor allem deshalb an, weil die im Rahmen der Kleientnahme entstandenen Gewässer für eine Vielzahl von Wasser- und Wiesenvogelarten ein neues Refugium geschaffen haben, was hierdurch weiter verbessert werden kann.

 

Die Grüppen besitzen keinen Anschluss an die Randgräben, um eine Entwässerung des Standortes zu vermeiden.

 

Die Grabenmulden wurden mit einer flachen Böschungsneigung von 1: 6 bei einer Tiefe von ca. 80 cm ausgebildet, um eine Bewirtschaftung zu ermöglichen. Der Abstand der Grüppen zueinander beträgt 20 m, wobei die Muldenbereiche und Plateau-Flächen jeweils eine Breite von 10 m aufweisen sollen.

 

Umlaufend verbleibt ein Streifen von ca. 10 m Breite in ebener Lage. Der anfallende Boden (ca. 5000 m³) wurde vom Artlenburger Deichverband für Deichbaumaßnahmen verwendet.

 

Zuschüsse für Flächenankäufe

Der Landkreis plant den Ankauf weiterer Flächen, um den Landschaftsraum im Nahbereich des Drennhäuser Hinterdeiches naturschutzfachlich aufzuwerten.

 

Es handelt sich um Grünlandflächen, die zur Zeit noch relativ intensiv genutzt werden. Durch eine Nutzungsextensivierung fügen sich diese Flächen gut in das Netz naturschutzfachlich hochwertiger Areale ein. Sie schließen direkt an einen Röhrichtstreifen an, der über den Drennhäuser Hinterdeich, die hochwertige Grünlandfläche der Weidegenossenschaft und die bereits im Besitz der NLH befindlichen Grünlandflächen Anschluss an die Kleientnahme Drage haben.

 

Insgesamt können die neuen Flächen das Biotopgefüge erheblich verbessern, vor allem in Hinblick auf den Wiesenvogelschutz.

 

Die Nutzung dieser Flächen könnte durch eine extensive Beweidung mit gelegentlichen Pflegeschnitten erfolgen, wie es bereits auf den im Besitz des Landkreises oder der NLH befindlichen Grünlandflächen praktiziert wird.

 

Die erforderlichen Zuschüsse könnten aus Kompensationsgeldern gewährt werden.

 

Der Mühlenpott

Östlich des Dragweges, an der Überquerung des Drennhäuser Hinterdeichs, sind drei kleine Hügel mit zwei Flügeldeichen erkennbar.

 

Hier befand sich eine 1874/75 erbaute Entwässerungs-Bockwindmühle. Solche Bockwindmühlen waren nötig geworden, um nach Elbhochwassern die Felder wieder zu entwässern, was zu einer Ertragssteigerung im Feldanbau beitrug.

 

Derartige Mühlen waren seinerzeit weit verbreitet und verrichteten ihren Dienst zuverlässig. Noch heute kann man solch eine Mühle im Freilichtmuseum Rieck-Haus in Curslack sehen.

 

Auf jedem Hügel stand ein Bein der Mühle. Die Flügel waren mit Segeltuch bespannt, die Drehung wurde durch das Windhalsrad auf die stehende Welle und weiter auf die in einem Kasten zum Wasser geneigt liegende Archimedische Schraube übertragen.

 

Das Wasser wurde in einen eingedeichten "Mühlenpott" befördert. Durch ein Siel gelangte das Wasser letztendlich über die Ilau wieder in die Elbe.

 

Diese Mühle war wohl aber nicht die Beste, wie Peter Harms sen. (Hunden) in einem Gutachten für die Wassergenossenschaft schrieb:

 

"Merkwürdigerweise ist in den ganzen Aufzeichnungen keine Silbe über die Vorteile der Schöpfmühle am Achterdeich enthalten, jedenfalls ist es deshalb unterblieben, weil es eine total verfehlte Anlage war, nun baute man aber doch keine Schöpfmühle neu. Dass die Interessenten der Schöpfmühle (Elbmarschdörfer von Drage bis Obermarschacht) von Herzen froh waren, als die Wassergenossenschaft ihnen dieses Schmerzenskind durch die Übernahme der 25.000 Mark Schulden abnahm, kann man ihnen nicht verdenken, denn nun konnte die Mühle auf Abbruch verkauft werden."

 

Durch ein großräumiges Entwässerungsprojekt konnte 1886-88 mit dem Bau des Schöpfwerks in Laßrönne und dem Ilmenaukanal endgültig das Wasserproblem in der Winsener Marsch gelöst werden.

 

Mehr Bilder zum Thema finden Sie hier!

 

Hinterdeich

 
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